Auf eine Tasse Tee nach England...

... denn nicht viel länger dauerte mein bisher kürzester Ausflug zur britischen Insel und das mitten im Trubel der Vorweihnachtszeit. Nun, was treibt einen Menschen für genau zwei (!) Stunden Aufenthalt zu solch einer Reise?
Wie die Leser in der letzten EULE erfahren haben, ist im Juli ganz plötzlich meine Golden Retriever Hündin Shannon gestorben und obwohl die Trauer zunächst sehr groß war (und auch heute noch ist), wollte ich gerne einen neuen Freund für die anderen Vierbeiner, aber auch einen „Nachwuchshund“ für das Seniorenzentrum. Die Ausbildung eines jungen Hundes nimmt in der Regel 1-2 Jahre in Anspruch, erst dann kann er zuverlässig seinem „Job“ als Alltagsbegleiter für die Senioren nachgehen.
Wie die Leser in der letzten EULE erfahren haben, ist im Juli ganz plötzlich meine Golden Retriever Hündin Shannon gestorben und obwohl die Trauer zunächst sehr groß war (und auch heute noch ist), wollte ich gerne einen neuen Freund für die anderen Vierbeiner, aber auch einen „Nachwuchshund“ für das Seniorenzentrum. Die Ausbildung eines jungen Hundes nimmt in der Regel 1-2 Jahre in Anspruch, erst dann kann er zuverlässig seinem „Job“ als Alltagsbegleiter für die Senioren nachgehen.
So begann ich im November mich „ganz unverbindlich“ im Internet umzusehen, mal bei den Retrievern, aber auch bei den Spaniel. Letztgenannte werden hier in Deutschland überwiegend als Ausstellungshunde gezüchtet, während in Großbritannien häufig die sog. Spaniel aus Arbeitslinien zu finden sind, die wesent- lich kleiner und agiler sind. So ein Exemplar ist auch den Bewohnern bereits vertraut, denn meine Bramble (von allen meist liebevoll „Brombeerchen“ genannt) ist ja durch ihre diversen „Zirkuskunststücke“ allseits bekannt.

Immer häufiger blieb mein Blick auf einer bestimmten Internetseite haften, wo eine Züchterin ihre im Oktober geborenen Welpen vorstellte. Diese braun- weißen „Schoko-Kugeln“ befanden sich allerdings in England, was eine Vorbe- sichtigung deutlich erschwerte. Also fand ein ausführlicher Austausch per Email statt und ich öffnete jeden Tag voller Spannung meinen elektronischen Briefkasten. Was gab es nicht alles zu besprechen: die Gesundheitsergebnisse der Eltern (verantwortungsbewusste Züchter lassen die Elterntiere vorab auf spezielle Krankheiten testen), die Auswahl des Geschlechts und des Hundes per Fotos, die Einfuhrformulare für Deutschland u.s.w. Und damit tat sich das eigentliche Problem auf: auf welchem Weg konnte bzw. durfte der Hund nach Deutschland einreisen, zumal Welpen erst im Alter mit 16 Wochen gegen Tollwut geimpft werden. Die Ausreise durch den Euro-Tunnel schied aus, da für eine Einreise nach Frankreich zwingend die Tollwutimpfung notwendig war. Ein Flug mit der Lufthansa (alle anderen Fluggesellschaften transportieren innerhalb Europas keine Hunde mehr) war innerhalb der Woche unbezahlbar und somit blieb nur die Fahrt mit der Fähre von England (Harwich) nach den Niederlanden (Hoek van Holland) übrig. Hier war die Mitnahme von Hunden gestattet, aber sie mussten während der Überfahrt im Auto oder in einem extra dafür vorgesehenen Raum auf der Fähre bleiben.
Die Züchterin, Mrs. Michelle Lloyd, war unterdessen mit den Formalitäten be-schäftigt: Gesundheitszeugnis besorgen (welches am Tag der Ausreise nicht älter als drei Tage sein durfte), das „Chippen“ des Hundes veranlassen, eine Erklärung vorbereiten, dass der Hund nicht mit wildlebenden Tieren in Kontakt ge- kommen war, Beantragung der Export-Ahnentafel und vieles mehr.
Am 9. Dezember waren die Welpen acht Wochen alt und abgabebereit. Für mich kein guter Zeitpunkt, da die Adventszeit und die damit verbundenen vielen Fei- erlichkeiten einen Urlaub unmöglich machten. Aber es bestand eine winzige Chance, ich brauchte eigentlich nur einen (!) freien Tag, denn mittlerweile hatte ich ausführlich die Fährverbindungen studiert. Wenn die Züchterin bereit wäre, mir den Welpen mit dem Auto zur Fähre zu bringen, bräuchte ich keinen langen Aufenthalt und würde viel Zeit sparen. Und so fragte ich zaghaft bei Mrs. Lloyd an. Es war kaum zu glauben, sie versprach mir den Hund von Ipswich nach Harwich (etwa 100 km) zu bringen.
Somit sah mein vorgesehener Reiseplan wie folgt aus: am 9. Dezember (2. Adventssonntag) um 22.00 Uhr mit der Fähre von Hoek van Holland (knappe zwei Stunden Fahrzeit von Essen) nach Harwich, Ankunftszeit um 7.00 Uhr morgens, zwei Stunden Aufenthalt in Harwich, um 9.00 Uhr mit der Fähre zurück, An- kunftszeit in Hoek van Holland: 16.00 Uhr. Das Auto wollte ich in den Niederlanden am Fährhafen stehen lassen und als „Fußpassagier“ auf die Fähre gehen. Meine Aufregung war so groß! Hoffentlich würde alles klappen: Pünktlichkeit der Züchterin, die erste Begegnung mit dem Hund, der Rücktransport....
Auf der Fähre habe ich dann nicht wirklich gut geschlafen und war schon viel zu früh wieder wach. Um kurz nach 7.00 Uhr befand ich mich pünktlich im Termi- nal des Fährhafens, als eine Frau aus dem Aufzug stieg und zaghaft fragte: „Cordula?????“ Ich bejahte dies und sah dann noch eine kleine Transportbox mit einem kleinen braun-weißen Etwas darin: unser Moss. Der müde Moss wurde kurz herausgeholt, blinzelte mich verschlafen an und leckte vorsichtig an meinen Händen. So setzten wir uns alle gemeinsam hin und erledigten bei einer Tasse Tee den notwendigen Papierkram. Alle Unterlagen waren vollständig und Mrs. Lloyd hatte eigens für Moss ein kleines „Proviantpaket“ nebst „Einmalunterlagen“ zusammengestellt! Kaum angekommen, hieß es auch schon wieder Abschied nehmen und sich erneut auf die Fähre zu begeben, dieses Mal allerdings mit einem kleinen vierbeinigen Freund, der mittlerweile lautstark in seiner Box nach Fressbarem verlangte. Auf der Fähre ging es zunächst zum Hundetransportraum, der wenig einladend aussah. Dieser befand sich in unmittelbarer Nähe zum Autodeck und war entsprechend laut und zugig. Die Rückreise sah nicht vielversprechend aus. Plötzlich ertönte eine Stimme neben mir und der Chefsteward teilte mir mit, dass er mit seinen Kollegen entschieden hätte, dass so ein kleiner Hund unbedingt einen guten Start ins neue Leben bräuchte und sie mir daher kostenlos(!) eine Passagierkabine zur Verfügung stellen würden. So wurde die Rückreise sehr komfortabel und an dieser Stelle möchte ich den Mitarbeitern der Stena Line noch mal ganz herzlich danken. Ebenso aber Mrs. Lloyd, die mir ihren Welpen anvertraut hat, ohne mich vorher persönlich kennen gelernt zu haben. Den Bewohnern wünsche ich viel Freude mit dem neuen „Mitarbeiter“ und hoffe, dass Moss und sie gute Freunde werden.
Cordula Wojahn-Willaschek
Die Züchterin, Mrs. Michelle Lloyd, war unterdessen mit den Formalitäten be-schäftigt: Gesundheitszeugnis besorgen (welches am Tag der Ausreise nicht älter als drei Tage sein durfte), das „Chippen“ des Hundes veranlassen, eine Erklärung vorbereiten, dass der Hund nicht mit wildlebenden Tieren in Kontakt ge- kommen war, Beantragung der Export-Ahnentafel und vieles mehr.
Am 9. Dezember waren die Welpen acht Wochen alt und abgabebereit. Für mich kein guter Zeitpunkt, da die Adventszeit und die damit verbundenen vielen Fei- erlichkeiten einen Urlaub unmöglich machten. Aber es bestand eine winzige Chance, ich brauchte eigentlich nur einen (!) freien Tag, denn mittlerweile hatte ich ausführlich die Fährverbindungen studiert. Wenn die Züchterin bereit wäre, mir den Welpen mit dem Auto zur Fähre zu bringen, bräuchte ich keinen langen Aufenthalt und würde viel Zeit sparen. Und so fragte ich zaghaft bei Mrs. Lloyd an. Es war kaum zu glauben, sie versprach mir den Hund von Ipswich nach Harwich (etwa 100 km) zu bringen.
Somit sah mein vorgesehener Reiseplan wie folgt aus: am 9. Dezember (2. Adventssonntag) um 22.00 Uhr mit der Fähre von Hoek van Holland (knappe zwei Stunden Fahrzeit von Essen) nach Harwich, Ankunftszeit um 7.00 Uhr morgens, zwei Stunden Aufenthalt in Harwich, um 9.00 Uhr mit der Fähre zurück, An- kunftszeit in Hoek van Holland: 16.00 Uhr. Das Auto wollte ich in den Niederlanden am Fährhafen stehen lassen und als „Fußpassagier“ auf die Fähre gehen. Meine Aufregung war so groß! Hoffentlich würde alles klappen: Pünktlichkeit der Züchterin, die erste Begegnung mit dem Hund, der Rücktransport....
Auf der Fähre habe ich dann nicht wirklich gut geschlafen und war schon viel zu früh wieder wach. Um kurz nach 7.00 Uhr befand ich mich pünktlich im Termi- nal des Fährhafens, als eine Frau aus dem Aufzug stieg und zaghaft fragte: „Cordula?????“ Ich bejahte dies und sah dann noch eine kleine Transportbox mit einem kleinen braun-weißen Etwas darin: unser Moss. Der müde Moss wurde kurz herausgeholt, blinzelte mich verschlafen an und leckte vorsichtig an meinen Händen. So setzten wir uns alle gemeinsam hin und erledigten bei einer Tasse Tee den notwendigen Papierkram. Alle Unterlagen waren vollständig und Mrs. Lloyd hatte eigens für Moss ein kleines „Proviantpaket“ nebst „Einmalunterlagen“ zusammengestellt! Kaum angekommen, hieß es auch schon wieder Abschied nehmen und sich erneut auf die Fähre zu begeben, dieses Mal allerdings mit einem kleinen vierbeinigen Freund, der mittlerweile lautstark in seiner Box nach Fressbarem verlangte. Auf der Fähre ging es zunächst zum Hundetransportraum, der wenig einladend aussah. Dieser befand sich in unmittelbarer Nähe zum Autodeck und war entsprechend laut und zugig. Die Rückreise sah nicht vielversprechend aus. Plötzlich ertönte eine Stimme neben mir und der Chefsteward teilte mir mit, dass er mit seinen Kollegen entschieden hätte, dass so ein kleiner Hund unbedingt einen guten Start ins neue Leben bräuchte und sie mir daher kostenlos(!) eine Passagierkabine zur Verfügung stellen würden. So wurde die Rückreise sehr komfortabel und an dieser Stelle möchte ich den Mitarbeitern der Stena Line noch mal ganz herzlich danken. Ebenso aber Mrs. Lloyd, die mir ihren Welpen anvertraut hat, ohne mich vorher persönlich kennen gelernt zu haben. Den Bewohnern wünsche ich viel Freude mit dem neuen „Mitarbeiter“ und hoffe, dass Moss und sie gute Freunde werden.
Cordula Wojahn-Willaschek