Der English Springer Spaniel
-Liebenswert, feinfühlig und passioniert - Ein Rasseportrait von Ursula Courtney
Bei der Aufzählung der einzelnen Spanielrassen darf der "English Springer Spaniel" nicht fehlen.
In seinem Ursprungsland England wird er als "Jack of all trades" (für fast alle Jagdarten einsetzbar) bezeichnet. Er zählt, wie die sieben anderen Spanielrassen, im deutschsprachigen Raum zu den Stöberhunden, obwohl sie eher als Buschierhunde angesehen werden müßten. Für das Buschieren ist der English Springer Spaniel im Ursprungsland gezüchtet und wird auch in fast allen anderen Ländern der Welt so geführt. Nur im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) sowie Ungarn und Tschechien (Böhmen) ehemals Österreich zugehörig und Schlesien heute Polen verlangt man auch vom English Springer Spaniel den weiträumig laut stöbernden Spaniel. |
Die angewölfte Stärke des English Springers ist jedoch in dichtem Gelände unter der Flinte zu buschieren und auch passioniert im tiefen Schilfwasser zu arbeiten. Auch in Deutschland gewinnt diese Rasse an Beachtung, vielleicht deshalb, weil die Gelegenheiten großer, reiner Feldjagden bei uns weniger werden. Für eine kleine "Stokeljagd" oder den Einzeljäger ist der English Springer Spaniel der ideale Jagdbegleiter. Der English Springer Spaniel ist in Großbritannien neben den Retrievern der am häufigsten eingesetzte Jagdhund.
Der English Springer Spaniel als mittelgroßer Jagdhund wird vielen Anforderungen auch in unseren Revieren gerecht, besonders bei der Niederwildjagd. Dichter Bewuchs, Dornen und Schilf durchstöbert er kurz unter der Flinte zuverlässig nach Rebhuhn, Fasan, Kanin und Ente. Die Länge seiner Läufe erlaubt es ihm problemlos beispielsweise auch in einem hohen Rübenacker ausdauernd zu arbeiten. Es ist eine Eigenart des Springers, daß er gefundenes Wild, ungeachtet der Verletzungsgefahr, durch heftiger werdendes Rutenspiel signalisiert und kurz markiert, bevor er es herausstößt. Das wirkt fast wie ein angedeutetes Vorstehen. Manche signalisieren auch zusätzlich mit einem kurzen leisen Laut, was soviel heißt: Paß auf gleich kommt was! Besonders bei der Wasserarbeit und dem Stöbern im dichten Schilf ist er in seinem Element. Es ist ein unbestrittener Vorteil, daß der Springer aus Veranlagung recht kurz unter der Flinte sucht und buschiert. Er apportiert freudig fast alles Niederwild, häufig sogar Füchse. Die Leichtführigkeit des English Springer Spaniel ermöglicht es, beispielsweise auf einer Drück- oder Stöberjagd, zwei oder drei Hunde zugleich zu führen. Anmerkung: Bei einer Drückjagd im dichten Unterholz ist es aus Erfahrung empfehlenswert für die Sicherheit des Hundes mit seinem Handler und Orientierung der Ansitz-Schützen ein Glöckchen an der Warnhalsung des Hundes zu befestigen, damit der suchende Hund im Unterholz deutlich von Wild hörbar zu unterscheiden ist. Die in der Regel gescheiten Hunde jagen auf einer Drückjagd das Wild auf einer kurzen Strecke meistens laut an und kehren dann zum Hundeführer zurück oder bei einer Nachsuche nehmen sie nicht blindlings eine kranke Sau an. Vielmehr gehen sie mit Vorsicht zu Werke. Die enge Bindung an den Führer macht es bei eingejagten Gespannen überflüssig, ständig auf sie einwirken zu müssen. So wird das Überjagen meistens vermieden. Aber auch für Nachsuchen auf Niederwild sowie Schweißarbeit ist der Springer recht gut einzusetzen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn der Springer mit einem Suchengeschirr zur Fährte angesetzt wird, weil der English Springer Spaniel aus Veranlagung mit tiefer Nase sucht sowie bögelt beim Folgen der Fährte. Der Schweißriemen an der Halsung und unter dem Bauch durchgezogen wie üblich beim Vorstehhund behindert ihn und reißt ihn immer wieder aus der Konzentration. Während die übliche Methode mit der Halsung eher beim Vorstehhund angebracht zu sein scheint, der mit hoher Nase die Witterung aus der Luft holt.Trotz seiner großen Passion ist der English Springer ein leichtführiger, zuverlässiger Jagdgefährte, der allerdings rauhe Abrichtemethoden in der Regel übelnimmt. Man beginnt mit seiner Ausbildung am besten unter Ausnutzung der Prägungsphase im Welpenalter spielerisch. Er wird die ihm gestellten Aufgaben mit Arbeitsfreude erledigen. Anmerkung: Moxon’s Die Führung von Jagdhunden nach englischer Methode gibt die hervorragende Anleitung für die Ausbildung eines Spaniels Im Herkunftsland des English Springer Spaniel wird diese Rasse bereits im 19. Jahrhundert dokumentiert. 1885 wurde im Kennel Club UK, ein Spaniel-Club gegründet, der für die verschiedenen Spanielschläge rassespezifische Merkmale festlegte und diese in einem Rassestandard niederschrieb. Diese einzige Standardbeschreibung hat bis heute Gültigkeit. Sie gilt gleichermaßen für die jagdlichen "Working Springer" als auch für solche Hunde, die als Begleithunde gehalten werden. Jäger, die sich für den English Springer Spaniel interessieren, sollten wissen, daß es kurz nach der Jahrhundertwende wie auch bei anderen Jagdhundrassen zu einer Spaltung der verschiedenen Zuchtinteressen kam. Auf der einen Seite standen die Vertreter der rein jagdlichen Leistungszucht, auf der anderen die der Rassehundzucht mit Schwerpunkt auf dem Standard und Formwert. Das ergab eine gespaltene Entwicklung. Eine weitere Gruppe von Züchtern hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Springer in seinem vom Standard vorgegebenen Typ und seiner Arbeitsleistung zugleich zu erhalten, den "Dual-Purpose"- Linien. Diese Hunde werden heute vornehmlich außerhalb der britischen Inseln gezüchtet. Besonders in Schweden war bis Anfang 2000 für den Formwert-Ausstellungs-Champion (SUCH) neben den erforderlichen Formwert Anwartschaften eine mit einem zweiten Preis bestandene Vollgebrauchsprüfung (GP) titelrelevant erforderlich. Andererseits musste der jagdliche Champion (SJCH) drei erste Preise bei der Gebrauchsprüfung in der Elite-Klasse errungen haben und mindestens zwei Formwert-Anwartschaften für den Ausstellungschampion aufweisen. Diese strengen Vorschriften bewirkten, daß ernsthafte Züchter, die zum Ziel hatten, einen leistungsstarken und einen schönen dem Standard entsprechenden Hund zu züchten, bemüht waren, diese Kriterien zu erfüllen. Auch hat man in Schweden die hervorragende Nasenleistung des English Springer Spaniels auf der Rotfährte erkannt und fördert dies durch die Vergabe des Titels Schweißfährten-Chamion (SVCH), zu vergeben an Hunde, die drei erste Preise auf der 48 Stunden Fährte in der Elite-Klasse erreichen. Leider wurden auch in Schweden aufgrund der unterschiedlichen Zuchtauffassung, -Ausstellung oder Jagd - diese strengen Regeln aufgeweicht. Einmal spurlaut ja, einmal nein In Deutschland wird die Rasse English Springer Spaniel auch vom Jagdspaniel-Klub e.V. betreut. Als zuchtbuchführender Verein wurden für sämtliche Spanielrassen nach Vorgabe des Formstandards im Ursprungslande Zucht- und Eintragungsbestimmungen für das Äußere des Hundes festgelegt. Jedoch bei der Prüfungsordnung für Spaniels orientierte man sich an der bestehenden deutschen Prüfungsordnung für den einzigen deutschen Stöberhund, den Deutsch Wachtel, obwohl züchterisch in dem Ursprungsland der Spaniel (GB) und des Deutsch Wachtel vollkommen unterschiedliche Zuchtziele bestanden. Einerseits der leise kurzjagende und leicht lenkbare Buschierhund bei dem der Spurlaut oder auch Sichtlaut nicht gewünscht, sogar als zuchtausschließend angesehen wird, andererseits der weit stöbernde und laute Deutsch Wachtel. Sämtliche zur Zucht eingesetzten Hunde unterliegen in Deutschland diesen Bestimmungen. Solche mit bestandenen jagdlichten Anlageprüfungen - nur möglich mit dem nur im deutsprachigen Raum geforderten Spurlautnachweis - werden in die Anlagenbewertungsliste des JGHV aufgenommen. Dem Spurlaut wird soviel Gewicht beigemessen, daß alle anderen hervorragenden jagdlichten Fähigkeiten zweitrangig zu sein scheinen. Den Hunden, die von ihrer ursprünglichen englischen Zucht her, z.B. auf einer 'Anlagenprüfung' (AP) oder 'Erweiterten Anlagenprüfung' (EAP) den Spurlaut nicht nachweisen konnten, jedoch alle anderen Fächer, wie Buschieren, Haarwildschleppen, Verlorensuche, Wasserfreude, Führigkeit usw. mit guten oder besten Noten absolvierten und auch schon ihre Brauchbarkeit (JGHV) unter Beweis stellten, wird kein Preis auf einer Prüfung zuerkannt. Bei der notwendigen Zuchtzulassung wird geprüft, ob der Hund die vom Standard vorgegebenen rassetypischen äußeren Merkmale aufweist. Dieses ist deshalb wichtig, weil die britischen "Working oder Field-Trial-Linien" den im Standard vorgegebenen Merkmalen nicht in jedem Fall entsprechen. Das sollten Interessenten, die beabsichtigen, sich einen "Field-Trialer" aus Groß- Britannien zu besorgen, bedenken, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Es ist leider wiederholt vorgekommen, daß Besitzern von F.T. Springern die Zuchtzulassung verweigert werden mußte, weil sie ganz und gar nicht die rassespezifischen äußeren Merkmale aufwiesen, obwohl hervorragende Jagdhunde. In Großbritannien ist z.B. keine Zuchttauglichkeitsbescheinigung erforderlich, sondern man orientiert sich nur bei der Wahl der Zuchthunde entweder an der jagdlichen Leistung auf Prüfungen oder an den Erfolgen auf Ausstellungen. Nicht nur in Großbritannien, auch im nicht deutschsprachigen Ausland ist der Spur- und Sichtlaut verpönt. Häufig wird dort jeder laut jagende Hund sofort von der Zucht ausgeschlossen und kann keine jagdlichen Prüfungen bestehen. Allerdings wird auf keiner Prüfung das weiträumige laute Stöbern verlangt. Im Gegenteil, geht der Hund dem Führer aus der Hand, folgt der Ausschluß von der weiteren Prüfung, Verständlich, denn der English Springer Spaniel wurde unter anderem für die Buschierarbeit gezüchtet und nicht wie hier in Deutschland verlangt, für das weiträumige laute Stöbern. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß der English Springer Spaniel ein liebenswerter kinderlieber Familienhund ist, der es unter Umständen auch versteht, das Sofa in Beschlag zu nehmen. Er ist feinfühlig und neigt zur Vorsicht und Zurückhaltung. Das wird den Springern von manchen Jägern, die diese Rasse nicht näher kennen, oft als Ängstlichkeit ausgelegt. Auch weiß ich aus meiner 30-jährigen Erfahrung mit English Springer Spaniel, daß diese liebenswerten Hunde für die ausschließliche Zwingerhaltung ungeeignet sind. Sie brauchen Anschluß an ihre Bezugsperson und müssen als vollwertiges Familienmitglied von allen akzeptiert werden. Das ist die beste Basis dafür, zu einem harmonischen Gespann im Jagdbetrieb zusammenzuwachsen. Copyright: Ursula Courtney Mozartstr.10 D-32683 Barntrup Tel.05263/1495 www.courtney-ess.de E-mail: [email protected] |